Erinnern heisst kämpfen

20. August 2024

Zur Aufstellung eines Erinnerungszeichens der Landeshauptstadt München anlässlich des 90. Todestages für den Pasinger SPD-Stadtrat und Landtagsabgeordneten Hans Nimmerfall am 20.08.2024 vor dem Alten Pasinger Rathaus (heute: Volkshochschule) erklärt der Vorsitzende der Pasinger SPD, Raoul Koether, gegenüber der Presse:

„Wir gedenken unseres Genossen Hans Nimmerfall, eines mutigen Sozialdemokraten, der sein Leben dem Kampf für soziale Gerechtigkeit und Demokratie widmete. Nimmerfall stand für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter und setzte sich unermüdlich gegen die Ausbeutung und Ungerechtigkeit ein. Seine unbeugsame Haltung gegen den aufkommenden Faschismus kostete ihn das Leben – und doch lebt sein Vermächtnis weiter. In einer Zeit, in der rechte Kräfte, wie die AfD, erneut versuchen, unsere Demokratie zu destabilisieren, erinnert uns Nimmerfalls Schicksal daran, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus eine dauerhafte Aufgabe bleibt. Die SPD steht fest in der Tradition des antifaschistischen Widerstands, und auch heute müssen wir mit gleicher Entschlossenheit für unsere Werte eintreten. Es ist unsere Aufgabe, das Vermächtnis von Nimmerfall zu bewahren und die Demokratie, für die er kämpfte, zu schützen und zu stärken. Das heute aufgestellte Erinnerungszeichen mahnt uns, dass unsere Freiheit und unsere Gerechtigkeit jeden Tag aufs Neue verteidigt werden müssen. Erinnern heißt kämpfen."

"Ich bin ein klassenbewußter SPD-Bonze". Nazi-Propagandabild mit bayerischen SPD-Funktionären 1933 im KZ Dachau, dritter von links der Pasinger SPD-Landtagsabgeordnete Hans Nimmerfall.
"Ich bin ein klassenbewußter SPD-Bonze". Nazi-Propagandabild mit bayerischen SPD-Funktionären 1933 im KZ Dachau, dritter von links der Pasinger SPD-Landtagsabgeordnete Hans Nimmerfall.

Hans Nimmerfall wurde am 25. Oktober 1872 in München geboren und war das erste von 14 Kindern. Nimmerfall absolvierte eine Schreinerlehre und arbeitete danach als Handwerksgeselle in München. Im Jahr 1895 heiratete er Christine Schultmayer, mit der er sechs Kinder bekam. 1903 zog die Familie nach Pasing, wo Nimmerfall sich 1918 von seiner Frau trennte und in die Mussinanstraße, die heutige Nimmerfallstraße, zog. Nimmerfall trat 1897 in die SPD ein und wurde 1900 zum Mitglied des Bezirksvorstands der SPD Südbayern gewählt. 1908 wurde er zum Bezirksparteisekretär ernannt. Im Jahr 1912 zog Nimmerfall in den Bayerischen Landtag ein, dem er bis 1920 und erneut zwischen 1924 und 1928 angehörte. In Pasing, das damals noch eine eigenständige Stadt war, gehörte er seit 1906 dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten an und war zwischen 1911 und 1933 Stadtrat. Nimmerfall war zudem seit 1912 Vorsitzender der dortigen Baugenossenschaft und setzte sich insbesondere für den Wohnungs- und Siedlungsbau für Arbeiter ein. Insgesamt entstanden bis 1933 30 Häuser mit 242 Wohnungen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Nimmerfall am 11. März verhaftet und mehrere Wochen lang inhaftiert. Nach seiner kurzzeitigen Freilassung wurde er im Juni 1933 erneut verhaftet und im Konzentrationslager Dachau interniert. Dort musste der Sechzigjährige schwere Arbeit leisten und den ständigen Terror der Wachmannschaften erleiden, die ihn körperlich und psychisch zu Grunde richteten. Kurz nach seiner Entlassung starb Hans Nimmerfall am 20. August 1934 im Pasinger Krankenhaus.