Innovationen und Ausreden

14. September 2025

Die IAA 2025 in München ist zu Ende gegangen und hat einmal mehr gezeigt, wie sehr sich diese traditionsreiche Veranstaltung gewandelt hat. Was einst reine Autoschau war, ist heute eine echte Mobilitätsmesse, die nicht nur die neuesten Modelle der Hersteller ins Rampenlicht rückt, sondern auch innovative Ideen für die Fortbewegung von morgen präsentiert. Natürlich bleibt das Auto im Zentrum, doch der Blick reicht inzwischen weiter: Elektromobilität, alternative Antriebe, Fahrräder, E-Pedelecs, öffentlicher Nahverkehr und smarte Mobilitätslösungen – all das findet Raum auf der IAA. Die Messe ist damit ein Spiegel des gesellschaftlichen Wandels: Mobilität wird vielfältiger, nachhaltiger und digitaler gedacht als je zuvor. Es ist erfreulich zu sehen, dass die Branche diesen Weg einschlägt und der Austausch über die Zukunft der Fortbewegung in den Mittelpunkt rückt.

© IAA Mobility
© IAA Mobility

Aber eine Frage bleibt unausgesprochen im Raum stehen: Wie ernst meinen wir es eigentlich mit der Zukunft? Während auf der Bühne der Fortschritt gefeiert wurde, meldeten sich abseits der Scheinwerfer wieder die üblichen Stimmen, die das Verbrenner-Aus infrage stellen – allen voran Markus Söder, der auch diesmal nicht müde wurde, den Verbrenner als Symbol deutscher Ingenieurskunst zu beschwören. Es wirkt fast, als würde jedes neue Elektroauto reflexartig einen Ruf nach gestern provozieren.

Der Verbrenner hat fertig

Die Fakten sind längst auf dem Tisch. Wer heute noch ernsthaft behauptet, das E-Auto sei eine Spielerei für Technikfreaks, ignoriert entweder die Realität oder hat ein sehr spezielles Hobby: das Festhalten am Gestern. Synthetische Kraftstoffe? Teuer, ineffizient und auf absehbare Zeit keine Lösung für den Massenmarkt. Das weiß auch die Industrie. Die großen deutschen Hersteller haben Milliarden in Elektromobilität investiert, weil sie verstanden haben, dass der Verbrenner keine Zukunft mehr hat – weder ökonomisch noch ökologisch.

Das Mantra von der Technologieoffenheit ist in Wahrheit die Hoffnung, alles möge so bleiben, wie es immer war. Doch dieses „Weiter so“ ist ein Irrweg. Die Klimakrise wartet nicht darauf, dass wir uns endlich entscheiden. Der Verkehrssektor ist einer der größten CO₂-Verursacher in Deutschland. Wer hier weiter auf Verbrenner setzt, sabotiert nicht nur den Klimaschutz, sondern auch die Glaubwürdigkeit der deutschen Industrie im internationalen Wettbewerb.

E-Autos: Alltagstauglich, attraktiv, alternativlos

Es ist höchste Zeit, mit den Märchen von der Unzulänglichkeit der Elektromobilität aufzuräumen. Moderne E-Autos sind längst alltagstauglich, bieten Reichweiten und Ladegeschwindigkeiten, die für den Großteil der Bevölkerung mehr als ausreichend sind. Wer das Gegenteil behauptet, hat entweder nie eines gefahren oder will die Fakten schlicht nicht sehen. Die deutschen Modelle können sich sehen lassen – technisch, optisch, fahrdynamisch. Und ja, sie machen Spaß.

Forschungsfahrzeug der TH Ingolstadt auf der IAA 2025.
Forschungsfahrzeug der TH Ingolstadt auf der IAA 2025.

Das Argument, E-Autos seien nur etwas für Technik-Nerds oder hätten zu wenig Reichweite, hält längst keinem Praxistest mehr stand. Die Wahrheit ist: Wer tatsächlich jeden Tag ohne Pause quer durch Europa fahren will, mag mit dem E-Auto an seine Grenzen stoßen. Aber für die allermeisten Menschen, die ihren Alltag zwischen Arbeit, Einkauf und Freizeit bestreiten, sind Reichweite und Ladezeiten heute schlicht kein Problem mehr. Wer trotzdem noch mit diesem Argument kommt, sucht Gründe gegen den Wandel – nicht für die Mobilität von morgen.

Zukunft für Industrie und Beschäftigte – aber nur mit Plan

Das ewige Lamentieren über angeblich bedrohte Arbeitsplätze durch das Verbrenner-Aus ist nicht nur falsch, sondern gefährlich. Die Industrie schafft längst Fakten. Neue Jobs entstehen in der Batteriefertigung, in der Softwareentwicklung, im Aufbau der Ladeinfrastruktur. Natürlich braucht der Wandel Zeit und Umschulung, aber Stillstand ist keine Option. Wer jetzt auf halber Strecke die Richtung ändert, gefährdet Investitionen und die Zukunftsfähigkeit der gesamten Branche – und damit auch die Arbeitsplätze von morgen.

Die deutsche Autoindustrie war immer dann erfolgreich, wenn sie mutig vorangegangen ist. Wer jetzt bremst, riskiert, dass die Musik woanders spielt. Die Beschäftigten brauchen keine falschen Versprechen, sondern eine ehrliche Perspektive: Die Jobs der Zukunft entstehen nicht mehr am Fließband für Auspuffanlagen, sondern bei der Entwicklung sauberer, effizienter Technologien.

Klimaschutz ist keine Option, sondern Pflicht

Es geht nicht nur um Wirtschaft, sondern um Verantwortung. Deutschland hat sich zu verbindlichen Klimazielen verpflichtet. Der Verkehrssektor kann und muss dazu seinen Beitrag leisten. Wer das Verbrenner-Aus infrage stellt, spielt mit der Zukunft kommender Generationen – und das nur, um ein paar Jahre Nostalgie zu retten. Das ist nicht mutig, das ist bequem. Klimaschutz ist kein Projekt für die Galerie, sondern die zentrale Aufgabe unserer Zeit. Und das E-Auto ist der Schlüssel dazu.

© Nastya Dulhiier/unsplash.com
© Nastya Dulhiier/unsplash.com

Schluss mit der Scheindebatte

Die IAA 2025 hat gezeigt, wie viel Begeisterung und Innovationskraft in der deutschen Autoindustrie steckt – und wie groß das Interesse an der Mobilität der Zukunft ist. Aber Rekorde und Shows reichen nicht, wenn am Ende doch wieder gezögert wird. Die notwendigen Veränderungen dulden keinen Rückschritt. Es nützt nichts, zwei Schritte nach vorn zu gehen, nur um dann wieder einen zurück zu machen. Selbst die echte Echternacher Springprozession, entgegen aller Legenden, springt nur nach vorne. Wer jetzt noch auf den Verbrenner setzt, setzt auf das Gestern. Wer die Zukunft will, setzt aufs E-Auto. Alles andere ist politische Folklore – und die können wir uns beim Klimaschutz schlicht nicht mehr leisten.

Teilen